Sowohl Arbeitgeber:innen als auch Arbeitnehmer:innen haben inzwischen verstanden: Kontinuierliche Weiterbildung ist überlebenswichtig in der Arbeitswelt 4.0. So ist laut der Weiterbildungsstudie 2022 der Bitkom Akademie für 84 Prozent der Berufstätigen das Weiterbildungsangebot entscheidend für die Wahl des Arbeitgebers [1]. Und auch Unternehmen investieren immer mehr in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen, denn sie wissen: Unternehmen mit einer erfolgreichen Corporate Learning Strategie haben eine bis zu 30 Prozent bessere Performance [2]. Mittlerweile können Mitarbeiter:innen aus vielen Lernformaten wählen: Von E-Learnings, LinkedIn Learning, Micro- und Nanolearnings bis hin zu klassischen Seminaren, Schulungen und Konferenzen.
Besonders die Beschaffung von klassischen Präsenzveranstaltungen ist oft zeitaufwändig und komplex. Welche Rollen nehmen Personalentwicklung und Einkauf in diesem Prozess ein? Welche Herausforderungen gibt es für beide zu überwinden? Und wie lässt sich die Beschaffung von Seminaren externer Anbieter für alle vereinfachen?
„Wir müssen uns weiterbilden!“: Herausforderungen für die Personalentwicklung
Der interne Bedarf an Weiterbildung steigt. Abdecken müssen ihn in den meisten Fällen Personalentwickler:innen. Doch das ist nicht immer leicht, stehen sie doch vor zahlreichen Herausforderungen.
So müssen Personalentwickler:innen zum einen ein Weiterbildungsportfolio im Unternehmen anbieten, das die unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen der Belegschaft erfüllt. Der Fokus liegt auf einer Angebotsvielfalt, denn jede:r lernt anders, präferiert mal das digitale E-Learning und mal die Präsenzveranstaltung. Aufgabe der Personalentwicklung ist es, vielfältige Angebote bereitzustellen, die Mitarbeiter:innen zur eigenständigen Weiterbildung anregen.
Zum anderen müssen sie auch sicherstellen, dass die angebotenen Seminare, E-Learnings und Webinare einen gewissen Qualitätsstandard aufweisen. Schließlich sollen die Weiterbildungsmaßnahmen auch fruchten und das Unternehmen langfristig voranbringen. Das ist keine leichte Aufgabe. Während Personalentwickler:innen bei internen Angeboten noch einen guten Überblick und auch Einfluss auf die Qualität der Veranstaltungen haben, sieht das bei externen Angeboten schnell anders aus. Bringt die Konferenz, auf der noch keine:r war, den gewünschten Mehrwert? Ist der:die neue Trainer:in sein:ihr Geld wert?
Im Anbieter:innendschungel am Weiterbildungsmarkt durchzusteigen, stellt eine zusätzliche Herausforderung dar. Wer bietet die gewünschte Qualität? Der Markt ist fragmentiert, es gibt keine zentralen Qualitätsstandards, auf die man sich verlassen kann und er ist ständig in Bewegung. Stets alle Anbieter:innen mit ihrem individuellen Portfolio im Blick zu behalten, ist schier unmöglich.
Zu guter Letzt stehen Personalentwickler:innen vor der Herausforderung, dafür zu sorgen, dass das sorgfältig kuratierte Weiterbildungsangebot auch von der Organisation angenommen wird. Oft ist das Angebot unter der Belegschaft nicht bekannt und wird nur sporadisch und auf Zuruf genutzt. Buchungsprozesse sind unklar und bilden eine Hürde.
„Achtung Maverick Buying!“: Herausforderungen für den Einkauf
Wenn Weiterbildungsangebote von externen Anbieter:innen eingekauft werden, kommt der Einkauf ins Spiel. Auch Einkäufer:innen stehen dabei vor zahlreichen Herausforderungen. Immer wieder werden Weiterbildungen am Einkauf vorbei gebucht (Maverick Buying) und sorgfältig verhandelte Rahmenverträge nicht genutzt, wenn Mitarbeiter:innen Seminare in Eigenregie buchen. Wie sensibilisiert man Mitarbeiter:innen dafür, Rahmenverträge zu beachten und Einkaufsrichtlinien bei jeder Buchung einzuhalten?
Dem Einkauf fehlt zudem oft keine zentrale Übersicht über alle gebuchten Veranstaltungen. Das nimmt ihm die Möglichkeit, Potenziale für neue Rahmenverträge zu entdecken und bessere Konditionen auszuhandeln. Auch eine Kostenkontrolle- und Optimierung wird so enorm erschwert.
Eine weitere Herausforderung ist das Lieferantenmanagement. Zahlreiche Einzelbestellungen müssen angelegt, Lieferanten einzeln gepflegt werden. Das bringt einen hohen Aufwand mit sich. Wie lassen sich also viele Bestellungen auf weniger Lieferanten bündeln?
Zudem gibt es oft rechtliche und vertragliche Aspekte, die bei der Zusammenarbeit mit externen Weiterbildungsanbieter:innenn zu beachten sind. Werden die eigenen Einkaufsrichtlinien eingehalten? Wie steht es um die Lieferketten der Anbieter:innen in Bezug auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)? Diese Anforderungen einzuhalten, stellt Einkäufer:innen vor immer größere werdende Herausforderungen.